Erneuerte Traditionen Kurdistans
«Kobane» – Das musikalische Wiedererwachen der kurdischen Kultur
«Kein Volk der Erde ist so zahlreich und dennoch ohne Nationalstaat.» Die französische Ausgabe von Wikipedia spricht vorsichtig von einer «geografischen und kulturellen Region», doch Kurdistan, das Land der Kurden, existiert tatsächlich und erstreckt sich über die vier Staaten Türkei, Irak, Iran und Syrien. Noch nicht überzeugt? Hussein Zahawy und seine Mitstreiter vom Ensemble Nishtiman (kurdisch für «Heimat»: ein Banner als Programm!) laden Sie ein, Kurdistan musikalisch kennenzulernen anhand ihres zweiten Programms «Kobane», benannt nach der syrisch-kurdischen Stadt, die in den 2010er-Jahren heldenhaften Widerstand gegen den IS leistete. Der mit neun Jahren nach Grossbritannien gelangte Iraker, der seine Kindheit im Iran verbrachte, doch der Meinung ist, stets in Kurdistan gelebt zu haben, ist eine Parabel für das tragische Schicksal dieses grossen Volkes. Erstaunlicherweise war er der erste, der daran dachte, «dieses ganze Kulturerbe, das zersplittert wurde durch die unzähligen Weisen, mit denen die Geschichte die Völker martert – Grenzen, Unterdrückung, Diktaturen, Kriege, Tyranneien, Revolutionen, Krisen, Verzweiflung … –, mit einer einzigen Geste und einer einzigen Bewegung in einer einzigen Gruppe zu vereinen». Eine Lektion in Menschlichkeit wie in Musik.
Hussein Zahawy, Leitung
© Soran Naqishbandy