Deutscher Barock
Heinrich Schütz: «Musikalische Exequien»
Mit diesem prachtvollen Programm, in dessen Mittelpunkt Heinrich Schütz steht, präsentieren uns die «Einheimischen» Laurent Gendre und sein Ensemble Orlando Fribourg, begleitet von ihren langjährigen Gefährten Les Cornets Noirs, ein Deutschland, das im Licht Italiens erstrahlt. Der lutherische Meister wurde genau hundert Jahre vor dem grossen Johann Sebastian geboren, der sich nicht nur von den Chorälen und umfangreichen Oratorien des ersteren inspirieren liess, sondern auch von dessen virtuosen Fähigkeiten, Einflüsse zu verschmelzen und auf der Orgel zu improvisieren. Zu Beginn seiner Karriere unternahm Schütz zwei entscheidende Reisen nach Venedig, die ihm erlaubten, sich mit der Kunst Gabrielis (im Chorbereich) und Monteverdis (im Opernbereich) vertraut zu machen. Nach seiner Rückkehr nach Dresden, wo er 1615 zum Organisten und dann zum Kapellmeister ernannt wurde – eine Stelle, die er bis zu seinem Tod im (für damalige Verhältnisse) hohen Alter von 87 Jahren innehatte –, nutzte er die während seiner beiden italienischen Aufenthalte erworbene Kunst der Mehrchörigkeit für eine im Entstehen begriffene lutherische Kirchenmusik. Diese Verschmelzung drückt sich in expressiven Stücken aus, für die nicht traditionelle lateinische, sondern deutsche Texte verwendet wurden. Das gilt insbesondere für die Psalmen Davids und die monumentalen Musikalischen Exequien (wörtlich «Leichenbegängnis»), die 1635 für die letzte Reise von Fürst Heinrich II. Reuss-Gera, Herrn zu Gera, Schleiz und Lobenstein, in Ton gesetzt wurden und eine echte Alternative zum katholischen Requiem darstellen.
Laurent Gendre, Leitung
Anne Montandon, Annie Dufresne, Sopran
Jan Börner, Alt
Michael Feyfar, Maxence Billiemaz, Tenor
Jean-Luc Waeber, Lisandro Abadie, Bass