Romantisches, modernes und zeitgenössisches England
«Songs of Farewell» – Howells, Macmillan, Parry
Stefano Gervasoni: « The world grown dark», Auftragswerk des Festivals
Seit fast hundert Jahren ist der Nederlands Kamerkoor, dessen Leitung Peter Dijkstra 2015 übernahm, eine absolute Referenz in der Welt der Chöre. Nach seinem fulminanten Auftritt im Jahr 2008 mit der Uraufführung von Oscura Luce von Denis Schuler kehrt er nach Freiburg zurück, um in Wort und Ton von den Leiden des Ersten Weltkriegs zu künden, wie sie von zwei Hauptfiguren des Chorwesens in England erfahren wurden. Hubert Parry, der das Ende dieser ersten grossen Weltkatastrophe nicht mehr erlebte, reagierte in seinen Songs of Farewell [Lieder des Abschieds] auf den Tod mehrerer seiner Schüler vom Royal College of Music in London, die auf dem Schlachtfeld ihr Leben liessen. Mit dem Requiem wollte Herbert Howells ursprünglich der in den Schützengräben Nordfrankreichs umgekommenen britischen Soldaten gedenken, doch erhielt das Werk eine zusätzliche dramatische Dimension, als er hilflos mit ansehen musste, wie sein neunjähriger Sohn an Kinderlähmung starb. Stefano Gervasoni, einer der Hauptvertreter der zeitgenössischen Musikszene, der mit einem Auftragswerk des Festivals dem Nederlands Kamerkoor Gelegenheit zu einer neuen Welturaufführung auf Freiburger Boden gibt, liess sich ebenfalls von diesem Thema inspirieren und vertonte in The World Grown Dark [Die Welt ist dunkel geworden] mehrere einfache und zugleich berührende Zitate aus Briefen und Tagebüchern von Tommies, die in Flandern und im Artois an der Front standen. Die Tenebrae Responsories, die James MacMillan 2006 im Geist von Renaissancemeistern wie Gesualdo oder Victoria komponierte, haben zwar keinen direkten Bezug zum Ersten Weltkrieg, drücken aber eine ebenso ergreifende dramatische Realität aus: die persönlichen Opfer, die wir – aus Liebe – zu bringen imstande sind.
Peter Dijkstra, Leitung
Bethany Shepherd, Varvara Tishina, Sopran
Elsbeth Gerritsen, Alto
William Knight, Tenor
Jasper Schweppe, Bass
© Mark Stokmans
